Am 10.09.2010 um 3:00 Uhr haben wir Paul geweckt. Ich habe Laura in den Maxi Cosi gesetzt und wir haben den Weg nach Amsterdam angetreten. Paul hat die Fahrt gut überstanden, wir hatten ein paar Bedenken wegen seiner Epilepsie, da ihm beim Autofahren oft schlecht wird. Laura hat die ganze Fahrt geschlafen, konnte also nicht besser sein. Um sieben Uhr waren wir in Amsterdam auf dem Parkplatz, dort wurden wir von einem Servicemitarbeiter abgeholt und zum Flughafen gebracht.

Nachdem wir eingecheckt hatten, sind wir erst mal frühstücken gegangen. Paul hat einen riesen Donut gegessen und Laura hat ihre Flasche weggeputzt. Dann ging es zum Gate, wo das Flugzeug schon auf uns wartete. Wir hatten gute Plätze und ein bisschen Glück. Paul hatte 3 Sitze für sich und konnte so den ganzen Flug liegen und entspannen. Nach 9 Stunden Flug , Landung auf Curacao. Gefühlte 45 Grad und 95% Luftfeuchtigkeit. Wir waren alle super glücklich endlich da zu sein, aber wir waren auch stehend k.o., schließlich waren wir schon 20 Stunden unterwegs. Als wir in unserem Hotel ankamen hatten wir 15:00 Uhr  Ortszeit, also 21:00 Uhr deutsche Zeit. Die Kinder waren total kaputt, sie wären ja normal auch schon eine Stunde im Bett gewesen. Die beiden haben erst mal ein bisschen geschlafen und wir haben die Koffer ausgepackt.

Auf dem Zimmer lag schon ein Begrüßungsschreiben vom CDTC „Curacao Dolphin Therapie Center“ . Darin stand geschrieben, das sie sich schon sehr auf Paul freuen, das unsere Therapeutin Mandy heißt und wir die nächsten 2 Wochen immer von 10:30 Uhr bis 12:30 Uhr Therapie haben. So langsam stieg die Nervosität aber auch die Vorfreude. Die nächsten beiden Tage dienten der Akklimatisierung.

Montags ging es los. Wir mussten am ersten Tag um 10:00 Uhr da sein. Als wir auf dem Gelände ankamen, kam uns eine Frau entgegen. Sie fragte nach unserem Namen und sagte: „ Hi ich bin Mandy, dann muss das ja Paul sein, schön euch kennen zu lernen.“ Paul fand Mandy direkt sympathisch er hatte gleich ein Lächeln im Gesicht, da war uns klar das könnte klappen. Bei Paul steht und fällt meist alles mit seiner Sympathie zu den Therapeuten. Die Praktikantin „ Kerstin“ hat ihn schon mal mit in den Therapieraum genommen und wir haben uns mit Mandy über Paul unterhalten. Dann hat sie uns noch erklärt, wie die Therapie aufgebaut ist. Wir mussten morgens um 10:30 Uhr da sein. Dann hat Paul 30 Minuten Therapie im Raum wo er spielerisch gefördert wurde (Ring Turm, Kugelbahn, Karten als Sprachersatz).

Um 11:00 Uhr ging es zum Dock wo der Delfin schon auf Paul wartete. Am ersten Tag war dieser Moment super aufregend .Wie reagiert Paul? Gefällt es ihm? Hat er Angst? Usw. tausend Fragen und dann der Moment. Paul hatte ein riesen Grinsen auf dem Gesicht die pure Freude, keine Angst, nur Glück in seinen Augen. Das 1. Mal mit Chabelitta im Wasser, Paul hatte erst noch Respekt aber man sah ihm an, das er glücklich war. Paul war immer mind. 30 Minuten im Wasser anschließend folgte eine Dock Zeit, wo nochmal ein paar Übungen gemacht wurden. Zur Belohnung durfte er nochmal ins Wasser. Um 12:00 Uhr war die  Therapie vorbei es folgte ein 30 minütiges Gespräch über die Tagestherapie. Meistens waren wir um 12:45 Uhr wieder auf dem Zimmer, wo wir eine Kleinigkeit gegessen haben und Paul noch eine Stunde geschlafen hat. Die Therapie hat ihn ganz schön geschafft. Nachmittags waren wir am Pool oder kurz am Strand. Gegen 17:00 Uhr ging es zum Abendessen und um 19:00 Uhr haben beide Kinder geschlafen.

Am 2 .Tag hat Mandy Paul heraus gefordert und ihn getestet. Es stellte sich heraus das Paul die Tierstimmen die auf dem Kassettenrecorder abgespielt wurden, alle mit Hilfe von Karten richtig zuordnen konnte. Paul konnte alle Farben erkennen wenn man ihm zwei zur Auswahl anbot. Ab diesem Zeitpunkt durfte Paul immer anhand von zwei Karten frei wählen „Welches Spiel er spielen möchte“ und am Dock durfte er sich aussuchen was Chabelitta machen soll z.B. tanzen oder winken. Pauls Selbstbewusstsein ist dadurch merklich gestiegen. Wir haben das dann auch umgesetzt, Paul durfte morgens und abends an Hand von 2 Sachen endscheiden was er aufs Brot möchte. Das fand er ganz toll. Er war sichtlich stolz auf sich.

Am 3. Tag hat sich Paul schon morgens riesig gefreut als wir von Chabelitta gesprochen haben, er machte immer einen Kussmund und schmatzte dabei. Da habe ich ihm gesagt wenn er die Chabi küssen möchte, muss er es Mandy sagen. Das hat geklappt schon als wir am Gelände ankamen schmatzte er und gestikulierte wild mit den Armen. Mandy fragte ihn ob er Chabi küssen wolle? Er antwortete klar und deutlich mit „ja“. Dann fragte sie ihn ob er bereit für Neues wäre? Da hat er mal nichts zu gesagt. Die beiden gingen gemeinsam zur Raumtherapie. Um 11:00 Uhr war wieder Dock Zeit, Paul war ganz aufgeregt das merkte man ihm an. Chabi kam wie immer freudig angeschwommen. Paul war die ganze Zeit am schmatzen und Küsse verteilen. Dann der erste Kuss für Chabi, noch etwas ängstlich aber wunderschön. Nach einer halben Stunde schwimmen gab es wieder eine Dock Zeit.

Da war er der bis dahin größte Moment in unserem Leben mit Paul. Paul stand für ca. 20 Sekunden auf seinen eigenen Beinen das erste Mal in seinem Leben. Wir trauten unseren Augen nicht, diesen Tag werden wir nie vergessen! Wahnsinn! Zur Belohnung durfte Paul nochmal ins Wasser. Chabi hat vor Freude für ihn getanzt. In unserem Tagessgespräch mit Mandy sagte Sie uns, das Paul erst keine Lust hatte zu stehen und Sie ihn locken musste. Es war ihm einfach zu anstrengend, aber als er es geschafft hatte, war er richtig stolz auf sich.

Am 4. Tag habe ich morgens Paul alleine zum Therapie-Center gebracht, da Laura noch Hunger hatte musste der Papa sie noch füttern. Als wir dort eintrafen kam uns Mandy schon entgegen. Sie fragte Paul ob er heute mal in den Therapieraum laufen wollte? Paul hatte Tränen in den Augen weil er wusste dass es anstrengend ist und er eigentlich keine Lust hatte. Aber er hat es geschafft 4 Meter an Mandys Hand zu laufen. Dieser Moment war einfach unbeschreiblich. Alle waren total begeistert von den Fortschritten die Paul machte.

Am 5. Tag, dem letzten in der ersten Woche, war Paul richtig müde. Man merkte ihm an, das die vergangenen Tage sehr anstrengend für ihn waren. Aber er hat auch an diesem Tag gut mitgemacht. Dann hatten wir (vor allem Paul) Wochenende. Am Samstag haben wir uns einen Mietwagen ausgeliehen und sind ein bisschen über die Insel gefahren. Es tat mal gut was anderes zu sehen. Wir waren an einem super schönen Strand. Dort haben wir den ganzen Tag genossen. Der Sonntag stand dann im Zeichen der Entspannung. Wir haben uns und vor allem Paul die Ruhe gegönnt. Wir waren nur am Pool, da hatte Paul immer sehr viel Spaß.

Am Montagmorgen ging es dann schon wieder los. In der zweiten Woche wurden die Aufgaben und Übungen aus der ersten Woche wiederholt. Man merkte das Paul immer ausdauernder und selbstbewusster wurde. Das Arbeiten mit den Karten wurde immer gezielter. Als wir am Abend essen waren, hat sich Paul Chicken Nuggets ausgesucht. Er hat in seinem ganzen Leben erst 2 Bratwürste gegessen, weil es ihm bisher mit dem Beißen schwerviel. An diesem Abend hatte Paul 3 Chicken Nuggets gegessen. Für uns war das ein großer Erfolg. So verging die zweite Woche auch wie im Flug. Paul war einfach glücklich und entspannt. Alle waren mit seiner Leistung zufrieden. Und wir waren überglücklich und stolz, das Paul so gute Fortschritte gemacht hat.

Fazit:

Es war einfach überwältigend zu sehen wie glücklich unser Kind war und was er alles gelernt hat. Er ist viel selbstbewusster geworden. Außerdem kann er besser essen und aus dem Becher trinken. Seine Rumpfmuskulatur ist deutlich stabiler geworden.

Bei der letzten Hirnstromableitung stellte sich heraus, das die Krampfbereitschaft deutlich abgenommen hat.

Um an die Erfolge anknüpfen zu können, würden wir diese Therapie gerne wiederholen. Für Ihre Unterstützung sind wir sehr dankbar!

Dank der zahlreichen Spenden war es möglich geworden, dass Paul zu seiner zweiten Delfintherapie fahren kann.