Als wir endlich nach 4 Wochen zu Hause ankamen, war die Erleichterung sehr groß. Erst mal ankommen und die ersten Tage genießen. Nach ca. 1 Woche sind wir das erste Mal beim Kinderarzt gewesen. Der hat Paul untersucht und wir haben ihm von der möglichen Diagnose erzählt. Er hatte auch schon mal was davon gehört, aber da es in ganz Deutschland nur etwa 15 Kinder mit dieser Diagnose gibt, meinte er, es könnte nicht sein. Aber wir könnten ja zur Sicherheit mal Blut abnehmen und einen Test machen lassen. Gesagt getan, also haben wir Paul Blut abnehmen lassen. Dann sind wir erst mal wieder nach Hause gefahren. Paul war soweit gesund bis auf seine Behinderung natürlich. Die nächsten Wochen haben wir uns um mögliche Therapien bemüht.
Als Paul 2 Monate alt war haben wir in der Kinderklinik mit der Krankengymnastik nach Vojta begonnen. Das ist bei Paul ganz gut angekommen, er hat schnell kleine Fortschritte gemacht. Mit unserem Therapeuten haben wir auch über die Möglichkeit dieses Genfehlers gesprochen, er meinte das Paul so gute Reflexe habe, das er sich nicht vorstellen könne, dass gerade Paul diesen Genfehler habe. Etwa 5 Wochen später, so gegen 18:00 Uhr, ging das Telefon am anderen Ende war der Kinderarzt. Er sagte: „Guten Abend Frau Halfar, ich wollte Ihnen nur sagen Paul hat den Genfehler, aber macht ja nichts, sie können ja trotzdem noch Kinder bekommen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend“. In diesem Moment wussten wir nicht wie wir reagieren sollten, aber wir haben uns an die Zeit im Krankenhaus erinnert. Wir wollten kämpfen und alles versuchen, vor allem mit viel Liebe. Ihr hättet Paul mal sehen müssen er war einfach nur wunderbar. Paul war zwar oft krank und wir mussten oft ins Krankenhaus aber andererseits war er einfach nur lieb, süß und wirklich das Beste was uns passieren konnte.
Das erste Lebensjahr haben wir alles dem Vojta-turnen untergeordnet. Dreimal pro Tag wurde geturnt. Morgens und mittags habe ich geturnt und abends hat Tim Hand angelegt. Ich kann nur sagen, das ist ganz schön anstrengend und es zerrt sehr an den Nerven. Paul hat oft geschrien beim Turnen, nicht weil er Schmerzen hatte sondern weil es anstrengend war. Aber wir haben durchgehalten und es hat Paul weitergebracht.
Im Januar 2005 bin ich dann nach Elben in den Spielkreis gegangen. Das war am Anfang ganz schön schwer, etwa 10 Kinder alle zwischen 9 Monate und 1,5 Jahre, alle konnten mindestens robben nur Paul nicht, er konnte „nur“ liegen. Meine Sorgen waren unbegründet alle Frauen und auch Kinder waren so herzlich, sie haben Paul sofort ins Herz geschlossen. Paul fand den Spielkreis richtig toll, da wurde gesungen und gespielt. Paul ist sehr musikalisch, er liebt es Musik zu hören und zu trommeln oder zu rasseln.
Als Paul ein Jahr alt war, sind wir einmal pro Woche zur Frühförderung gegangen. Da wurde Paul auf spielerische Weise gefördert. Er wurde immer am Anfang der Therapie massiert, das fördert die Wahrnehmung. Dann wurde geschaukelt, gemalt, geschmiert usw. Paul hatte oft Spaß daran, aber wenn er richtig arbeiten musste, hat er auch schon mal aufgegeben und einfach gestreikt. Im Laufe der Jahre stellte sich heraus, dass Paul eher gemütlich ist und er ganz genau weiß, wie er sich vor schwierigen Aufgaben drücken kann. Die Frühförderung ging vom 1.bis zum 3. Lebensjahr bis Paul in den Kindergarten kam.
Paul hat sich in den ersten drei Jahren anders entwickelt wie von den Ärzten erwartet, er konnte zwar nicht alleine sitzen, nur ein bisschen robben, und „ja“, „nein“,“ Mama“, „Papa“, „Oma“ und „Opa“ sagen, aber er ist und war ein sehr freundliches und liebenswertes Kind. Pflegeleicht aber pflegebedürftig, da er nicht alleine essen, trinken, oder zur Toilette gehen kann. Kurz vor Pauls 3. Geburtstag mussten wir uns für einen Kindergarten entscheiden. Wir haben uns für einen integrativen Kindergarten entschieden. Das war die beste Entscheidung die wir treffen konnten.